hauptbahnhof



räumliche Musik für einen Bahnhof
für Sopran-, Alt- Tenorsaxophon, Fagott

Uraufführung
Berlin-Hauptbahnhof, 30. August 2010, 22h
ohrenstrand mobil


Lucio Capece, Sopransaxophon
Meriel Price, Altsaxophon
Christoph Enzel, Tenorsaxophon
Heidi Elizabeth Mockert, Fagott




langgehaltene töne durchdringen das netz der bahnhofsgeräusche, stellen räumliche beziehungen her, strukturieren den raum, machen ihn akustisch erfahrbar. die zuhörenden können sich durch den klingenden raum bewegen, den klang durch ihre eigene position verändern.
das tonmaterial sind transkriptionen des fahrplans des hauptbahnhofs.
jedes instrument hat eine eigene (teils mikrotonale) skala aus zehn tönen.
die minuten des fahrplans geben an, welche töne der skala gespielt werden.


der bahnhof ist umschlagplatz von bewegung, funktionaler ort von ankommen und abreisen, knotenpunkt von unzähligen individuellen bewegungsrichtungen, die zu kollektiven bewegungssträngen gebündelt werden. die bewegungen haben klänge, schritte, stimmen…, die sich vielschichtig durchdringen und verschmelzen, kontrapunktik schon in sich, wiederum kontrapunkt zu den langen bläsertönen. anders als herkömmliche straßenmusik spielen die bläser an einem ort des dazwischen; im raum verteilt gibt es keinen objektiven standpunkt des hörens, vielmehr ein hören in der bewegung. der zuhörende hat die wahl, entweder stehenzubleiben und so den raum in beziehung zum selbstgewählten standpunkt wahrzunehmen; oder aber sich bewegend die räumlichkeit in veränderung zu erleben; oder in der zielgerichteten bewegung von s-bahn zum bahnsteig, vom zug zum taxi, wenn auch nur kurz, den zwischenort zu sehen.



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