Makiko Nishikaze M.M. - PRESSE

DER TAGESSPIEGEL, 26.März 2006

Unscheinbare Frau, großer Glaube


„Ich habe den Herrn gesehen“, sagt die junge Frau in Rot und strahlt, „er hat zu mir gesagt...“. Kunstpause. Wissen wir doch, denkt sich der Zuschauer: Noli me tangere – rühr mich nicht an! So steht es bei Johannes. Die Frau aber sagt nichts, sondern schaut traurig drein. Eine Dissonanz zwischen Erwartung und Erfahrung für das Publikum der MaerzMusik. Effekte wie dieser genügen, dass die Spannung über die ganze Länge von Makiko Nishikazes Musiktheaterstück „M. M.“ trägt. Leise und raffiniert ziehen die Komponistin und das Team um Regisseur Christian Kesten ihre Zuhörer im Werner-Otto-Saal des Konzerthauses in Maria Magdalenas Seelenleben hinein. Sie zeichnen das Psychogramm einer Frau, die als Stifterin des Christentums gelten könnte: Schließlich war sie die Erste, die glaubhaft von einer Begegnung mit dem Auferstandenen berichtete. Mit würdiger Ruhe in den Bewegungen bringen die Mezzosopranistin Gisburg, die vier Stimmkünstler der Maulwerker und die Musiker des Kammerensembles Neue Musik Berlin das Erlebnis der Auferstehungsnacht auf die Bühne. Luftgeräusche wirken mal wie kalter Wind über einer einsamen Seelensteppe, dann plötzlich erscheinen sie wie natürlicher Atem. Ein Kontrabassist liegt unter seinem zum Sarg gewordenen Instrument begraben. Ein Dämpfer, zu passenden Textfragmenten in eine Tuba eingeführt, wird zum Symbol für die Gegenwart des Herrn, ohne die Grenze von der Doppel- zur Eindeutigkeit zu überschreiten. Ein starker Abend. (Noch ein Mal heute, 20 Uhr.) Carsten Niemann


positionen 67. Beiträge zur Neuen Musik, Mai 2006

MaerzMusik 2006, eine Festivalbetrachtung


[...] So waren die "besten" Japaner des Festivals zwei Frauen, die sich in Europa niedergelassen haben. [...] Makiko Nishikaze [...] gestaltete in M.M. über die Begegnung Maria Magdalenas mit dem auferstandenen Jesus am Ostermorgen die sprechendste harmonische Zartheit, die die gegenwärtige Musik zu bieten hat, ihren Entwurf eines neuen Musiktheaters. In der musikalischen Sitzlandschaft von Christian Kesten bildeten die Maulwerker, die Sängerin Gisburg und das KNM Berlin immer neue Gruppen und Konstellationen, die sich der verschiedenen bruchstückhaft locker gefügten Situationen mit zärtlicher Zuwendung und ohne Operngekreisch annahmen. [...] Matthias R.Entreß


ORPHEUS 9/10, 2006

Märzmusik[!], das Festival für aktuelle Musik, entdeckt 2006 die Interkulturalität. Schwerpunkt: Japan und der Westen. (...) Makiko Nishikaze ... entwickelt, angeregt durch die biblische Ostererzählung von Maria Magdalenas Begegnung mit dem wieder auferstandenen Jesus, zusammen mit dem Regisseur CHRISTIAN KESTEN ein faszinierendes Raumklangtheater. Eine Mezzosopranistin (GISBURG), vier Sänger (Mitglieder des fabelhaften Stimmensembles MAULWERKER) und sechs Orchestermusiker des Kammerensembles Neue Musik Berlin verteilen sich in immer neuen Positionen im Werner-Otto-Saal. Durch vielfältigste Laut- und Tonmalereien in feinsten dynamischen Abstufungen bei gleichzeitiger konzentrierter Ruhe erzeugen sie Klangwirkungen von starker Intensität. (...) Karin Coper
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