Mauricio Kagel Staatstheater. Repertoire. Debüt. Ensemble. Einspielungen. Freifahrt. Saison. Spielplan. Kontra→Danse. feat. Charles Ives Ilmenau


Kammerensemble Neue Musik/ Die Maulwerker
Konzerthaus Berlin 1998; Akademie der Künste Berlin 2001.


Regie: Christian Kesten
Bühne & Kostüme: Dorothee Scheiffarth
Balletteinstudierung: Katelijne Philips-Lebon
Regie- und Bühnenbildassistenz: André Ebert
Musikalische Leitung der Einspielungen sowie Kontra→Danse: Roland Kluttig

Kammerensemble Neue Musik Berlin
Andrew Digby
Winfried Rager
Gudrun Reschke
Nikolaus Schlierff
Roland Kluttig (1998)

Die Maulwerker
Katarina Rasinski
Barbara Thun
Tilmann Walzer (2001)


(Konzerthaus 1998: v.l. Winfried Rager, Barbara Thun, Roland Kluttig, Adam Weisman, Gudrun Reschke, Katarina Rasinski. Foto: Uwe Walter)



Ausgehend von Kagels Ansatz, Repertoire separat aufzuführen, werden die Aktionen aus Repertoire und Spielplan durch Vokalsoli aus Debüt und Ensemble, sowie Instrumentalsoli aus Freifahrt ergänzt, kontrapunktiert, überlagert. Ein durchkomponierter Abend musikalischen Theaters, der in Kontra→Danse, dem Ballett für Nicht-Tänzer seinen vorläufigen Höhepunkt findet, bevor im Schlussbild Charles Ives' Ilmenau, als triefende Schmonzette mit Backgroundchor interpretiert, die letzte Frage aufwirft.

„… Mauricio Kagels 'Staatstheater', in deren Schlußtableau dann auf sehr gelungene Weise Charles Ives‘ Vertonung von 'Wanderers Nachtlied‘ als melancholische Reminiszenz eingeblendet erschien. Kagels … Sammlung von ironisch abstrahierenden Miniaturen zum Theater- und Musikbetrieb hat an Bissigkeit nichts verloren; die Vieldeutigkeit der klanggestischen Aktionen und die Dichte der surrealen Bilder entfalteten in dieser Aufführung … einen erstaunlichen emotionalen Reichtum. Musiker (und Menschen), verfangen in ihren merkwürdigen, teils konventionellen, teils selbstgebauten Musik-Apparaturen, die Körperteile zu Musikprothesen werden lassen, Bühneneinsamkeit zwischen Auf- und Abtritten, zaghafte anrührende Kommunikationsversuche in gemeinsamen Tanzfiguren zu einer meist nur minimalistisch andeutenden Musik – das alles schloß Klamauk und Melodram mit ein, jedoch in jener formalen Strenge, die eine höhere Art von Freiheit … spürbar werden läßt.“
Martin Wilkening, Tagesspiegel Berlin, Dezember 1998.

„… Insbesondere sollte auch die hoch komische Produktion von Mauricio Kagels „Staatstheater“, die gemeinsam mit den „Maulwerkern“ nur ein einziges Mal am späten Freitagabend über die Studio-Bühne ging, dem Publikum nochmals zugänglich gemacht werden – allein schon für die Szene, in der Barbara Thun höchst hochnäsig das Verzehren eines Knäckebrots zum akustischen Ereignis macht. Der Abend führte vor, wie sich die reine Cage’sche Lehre von der Befreiung der Musik durch die Emanzipation des Geräuschs hinterrücks wieder in Musiktheater verwandeln lässt: Indem die mittels Gummibällen, Rohren, Haushaltsgeräten usw. produzierten Geräusche doch wieder kunstvoll geformt wurden und in kleinen Szenen gewissermaßen zur körperlichen Signatur der Mitwirkenden gerieten. Kagels „Staatstheater“, das die öffentlich geförderten Apparate auf die Schippe nimmt, wurde unversehens zum Argument für die freien Gruppen …“
Wolfgang Fuhrmann, Berliner Zeitung, 10.12.2001




(Kontra→Danse. Fotos: Uwe Walter)
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